14. 03. 2022

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14. 03. 2022

Sessionsveranstaltung vom 18. März 2022: Erfolgsfaktor Energieeffizienz im öV

LITRA-Präsident Martin Candinas begrüsste die anwesenden Mitglieder, ParlamentarierInnen und Gäste zur ersten Sessionsveranstaltung ohne Einschränkungen seit bald zwei Jahren. Der öV stehe bereit, die Menschen in Bahn, Bus und Tram wieder zahlreich zu empfangen und neue Kundinnen und Kunden hinzuzugewinnen. Die Branche versucht mit zahlreichen Massnahmen, die Rückkehr der Kundinnen und Kunden zu unterstützen. Auch die Politik habe den öV in den letzten zwei Jahren massgeblich unterstützt und gute Voraussetzungen für den erhofften Aufschwung geschaffen.

Die Erfolgsgeschichte des öffentlichen Verkehrs begann vor 175, genauer gesagt im Jahr 1847, mit der Eröffnung der "Spanisch-Brötli-Bahn", der ersten Bahnlinie der Schweiz zwischen Baden und Zürich. Das 175-Jahre-Jubiläum wird dieses Jahr in verschiedenen Regionen gefeiert. Der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) organisiert diese Feierlichkeiten. Vize-Direktor Bernhard Adamek gab einen Ausblick auf die Feierlichkeiten rund um 175 Jahre Eisenbahn in der Schweiz. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren und Treiber in den letzten 175 Jahren war die Effizienz: Der öV kann als Massentransportmittel auf wenig Raum viele Personen transportieren. Der öV ist aber auch energieffizient. Die Bahn wurde zwischen 1920 und 1960 in mehreren Wellen elektrifiziert und bei den Busflotten ist eine grossangelegte Elektrifizierung im Gang.

Der VöV hat zum Jubiläum einen kurzen Film realisiert, der an der LITRA-Veranstaltung gezeigt wurde.

Mit einem Anteil von 5 Prozent am Energieverbrauch des Landverkehrs erbringt die Bahn 13 Prozent des Personen- und 37 Prozent des Güterverkehrs in der Schweiz. In den letzten 10 Jahren ist der Bahnstrombedarf um rund 5% gesunken, die Zugskilometer dagegen um 10% gestiegen. Mit dem Angebotsausbau nehme das Problem der Stromspitzen zu, sagte Matthias Rücker von SBB Infrastruktur und gab einen Einblick in die laufenden Projekte der intelligenten Laststeuerung von SBB Infrastruktur zur Glättung von Stromverbrauchsspitzen. Das Bahnstromsystem sei gekennzeichnet durch ein sehr dynamisches Lastprofil. Die Herausforderung sei, dass zu jeder Sekunde der Bedarf im Bahnstromnetz mit den genau entsprechenden Kraftwerken gedeckt werden müsse. Je mehr Züge fahren, desto höher fallen diese Spitzen aus. Damit die Kosten für das Bahnstromsystem aber nicht genauso ansteigen, wurde das Lastmanagement eingeführt. Dazu wird laufend der aktuelle Energiebedarf gemessen und überwacht. Überschreitet nun die Last einen bestimmten Schwellwert, so werden vollautomatisch die Weichenheizungen und die Zugsheizungen kurzzeitig abgeschaltet. Dank der integrierten Bahn war die Entwicklung möglich – diese Innovation wurde im Januar durch das BFE mit dem Schweizer Energiepreis Watt d’Or ausgezeichnet.

Matthias Rücker, SBB Infrastruktur, Christian Gerster, Alstom, Alex Naef, Hess AG, Christian König, Stadler Rail & Bernhard Adamek, VöV mit LITRA-Geschäftsführer Michael Bützer und LITRA-Präsident Martin Candinas.

Nachholbedarf bei der Energieeffizienz und der CO2-Bilanz besteht heute vor allem bei den Busflotten. Alex Naef, CEO der Busherstellerin Hess AG, führte aus, welches die Vorteile einer Elektrifizierung der Busflotten sind: 1. Mehr Energieeffizienz durch einen massiv tieferen Primärenergieverbrauch und einem besseren Wirkungsgrad. 2. Bessere Umweltverträglichkeit, indem die CO2-Emissionen pro Bus und Jahr um bis zu 100 Tonnen gesenkt werden, weniger Lärm verursacht und Schadstoffe vermieden werden können. 3. attraktiveres öV-Angebot. Elektrobusse haben eine höhere Fahrgastkapazität als Dieselbusse, bieten ruckfreie Beschleunigungen und weisen einen deutlich tieferen Geräuschpegel auf.

Auch bei den Schienenfahrzeugen ist das Potenzial für mehr Energieffizienz noch nicht ausgeschöpft, führte Christian König aus, LITRA-Vorstandsmitglied für die Swissrail und stellvertretender Leiter Marketing und Verkauf bei der Stadler Rail Management AG Insbesondere bei parkierten Fahrzeugen sei der Energieverbrauch heute noch zu hoch. "Schlummerstellungen" und energieoptimierten abgestellten Stellungen versuche man, bei den Hilfsbetrieben, bei der Leittechnik und dem Komfort weiter Energie zu sparen.

Zahlreiche Projekte für mehr Energieeffizienz und weniger Emissionen verfolgt auch die Alstom AG. Christian Gerster, Head Green Mobility Innovation, gab Einblick in die Projekte bei Alstom: Dazu gehören neue Stromversorgungslösungen, die Ablösung von Diesellokomotiven durch den Einbau von Batteriespeichern und später durch Vollelektrifizierung. Auch das "Eco Operating", die intelligente Steuerung von Fahrzeugen, hilft Nutzenergie und Kosten sparen und die Belastung der Infrastruktur zu verbessern.