30. 04. 2025

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30. 04. 2025

Bern gestaltet die Zukunft des Schweizer öV

Rund 80 geladene Gäste erhielten im Rahmen der LITRA-Informationsfahrt vom 29. April 2025 einen einmaligen Einblick in die Grossbaustelle «Zukunft Bahnhof Bern». Exklusive Touren ermöglichten einen einzigartigen Blick hinter die Kulissen des neuen SBB- und RBS-Bahnhofs sowie ins Bus-Depot von Bernmobil. Anschliessend führte die Reise mit dem historischen Charterzug «Wellensittich» der BLS nach Thun, bevor die abschliessende Schiffsfahrt ganz im Zeichen des Austausches zwischen Politik und der öV-Welt stand.

Rund 80 geladene Gäste genossen die LITRA-Informationsfahrt 2025 bei sonnigem Frühlingswetter. © LITRA

Die Schweiz ist ein Land von Bahnreisenden. Das zeigen sowohl die Europameisterstatistik im Bahnfahren, deren EM-Titel die Schweizer regelmässig verteidigt, als auch die aktuellen Zahlen des Quartalsreporting Bahn, welches ein erneutes Wachstum im Schienenpersonenverkehr ausweist.

Wie beliebt das öV-Angebot in der Schweiz ist, sieht man aber auch täglich in unseren Bahnhöfen. Bestes Beispiel ist der Bahnhof Bern: Der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz stösst je länger, je mehr an seine Kapazitätsgrenzen. Damit er seine Funktion als wichtige nationale und internationale Verkehrsdrehscheibe weiterhin erfüllen kann, wird er aktuell umgebaut.

Exklusive Führungen ermöglichten den Teilnehmenden der LITRA-Informationsfahrt einen einmaligen Einblick in das Grossbauprojekt «Zukunft Bahnhof Bern» und damit in die Baustellen der SBB und RBS. © LITRA

Einblick: das Ergebnis zahlreicher Diskussionen und langjähriger Planungen vor Ort

Was bedeutet ein solches Grossbauprojekt für die involvierten Parteien und welche Herausforderungen warten auf Transportunternehmen wie die RBS oder die SBB? Im Rahmen der Informationsfahrt der LITRA erhielten die rund 80 geladenen Gäste einen exklusiven Einblick in eines der grössten Infrastrukturprojekte der aktuellen Jahre.

«Für mich als Bundespolitiker ist es immer schön und bereichernd zu sehen, wie sich unsere politischen Entscheide konkret auswirken. Im Parlament wollen wir die Mobilität für die Menschen in unserem Land verbessern und das öV-Angebot ausbauen. Abstimmen können wir dabei jedoch in erster Linie über Investitionen in Bauprojekte, die jeweils ziemlich teuer sind und recht abstrakt bleiben. Umso schöner ist es, wenn man die Fortschritte konkret sehen kann», freute LITRA-Präsident Martin Candinas im Rahmen seiner Präsidialansprache.

Was bedeutet ein solches Grossbauprojekt für beteiligte Parteien? Das Podiumsgespräch mit RBS-Projektleiter, Adrian Wildbolz, RBS-Direktor, Fabian Schmid, und der Berner Stadtpräsidentin, Marieke Kruit, moderiert durch LITRA-Geschäftsführer Michael Bützer und umrahmt von einer Präsidialansprache von Martin Candinas. © LITRA

Nutzen: der Schweizer öV kostet nicht nur, er bringt vor allem einen hohen Mehrwert

​Der Bahnhof Bern ist einer der meistfrequentierten Bahnhöfe der Schweiz. Im Jahr 2023 wurden dort an einem durchschnittlichen Werktag rund 250’000 ein- und aussteigende Fahrgäste gezählt. Dazu kommen tausende Kundinnen und Kunden, welche die Geschäfte am Bahnhof besuchen und den Bahnhof Bern als städtische Verkehrsdrehscheibe nutzen. Aufgrund der hohen Auslastung und der prognostizierten Zunahme des Passagieraufkommens um bis zu 50 Prozent bis 2030 wird der Bahnhof Bern derzeit umfassend ausgebaut.

«Mit dem aktuell ausgeprägten Fokus der Politik auf das Geld, bleibt der Nutzen der Verkehrsausgaben leider oft in den Hintergrund. Aber die Wirtschaft und Gesellschaft in unserem Land erhalten etwas Zentrales zurück für diese Gelder. Nämlich eine ausgezeichnete Verkehrsinfrastruktur, mit der die ganze Schweiz erschlossen wird. Dieser Mehrwert wird hier am Bahnhof konkret dargestellt und ist schon bald einem breiten Publikum zugänglich», betont Martin Candinas. (-> mehr zum Angebot des Schweizer-öV in der LITRA-Preisvergleichsstudie)

Gelebte Zugromantik: Im Nostalgietriebwagen der BLS – dem Wellensittich – ging es anschliessend gemütlich von Bern nach Thun. © LITRA

Angebotsgestaltung: ein umfassendes öV-System muss ganzheitlich betrachtet werden

Ein gut ausgebauter öV ist aber mehr als nur der Bau und Unterhalt von Infrastruktur. Für gute öV-Angebote braucht es Investitionen in gute Fahrzeuge und insbesondere in kompetentes Personal. Mehr öV bedeute folglich auch gleichzeitig an verschiedenen Stellschrauben zu drehen, was naturgemäss herausfordernd und komplex sei, betont Martin Candinas. «Beispielsweise braucht es für ein verbessertes öV-Angebot am Bahnhof Bern neue Züge und Busse, die von zusätzlichem Fahrpersonal bedient werden müssen und die auch zusätzliche Abstellflächen und Unterhaltsarbeiten benötigen.»

Das Beispiel der Stadt Bern verdeutlicht, dass der öV immer in seiner ganzen Breite betrachtet und verstanden werden muss. Ausserdem sind es nicht nur die Transportunternehmen, die gefordert sind, sondern viele andere Organisationen und Unternehmen darum herum – wie die Bau- und Ingenieurbranche, Beratungsunternehmen, die IT-Branche oder die Fahrzeugherstellern. «Und gleichzeitig braucht es die öffentliche Hand, die Stadt und den Kanton Bern, die die Angebote planen und ihre Überlegungen eng mit diesen Projekten abstimmen», betont Martin Candinas.

Berner Regierungsrat, Christoph Neuhaus, sorgte mit seiner Ansprache für zahlreiche Lacher. Dafür gab’s von LITRA-Geschäftsführer, Michael Bützer, als Dank den LITRA-Drybag überreicht. © LITRA

Herausforderung: ein Bahnhof entsteht mitten im laufenden Betrieb

Neben einem einmaligen und exklusiven Blick hinter die Kulissen erhielten die geladenen Gäste der LITRA-Informationsfahrt zudem die Gelegenheit auch inhaltlich mehr über die Zukunft des öffentlichen Verkehrs in der Stadt und im Kanton Bern zu erfahren. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion unterhielt sich LITRA-Geschäftsführer, Michael Bützer, mit der Berner Stadtpräsidentin, Marieke Kruit, dem Direktor der RBS, Fabian Schmid sowie mit dem Gesamtprojektleiter der RBS, Adrian Wildbolz, über Chancen und Herausforderungen eines solchen Grossbauprojekts.

«Die Komplexität des Projekts liegt nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern insbesondere auch in der Koordination der Schnittstellen, vor allem mit dem Projektpartner SBB, unter Berücksichtigung der Anforderung, dass die umfangreichen Arbeiten bei laufendem Betrieb erfolgen», erklärt RBS-Projektleiter, Adrian Wildbolz.

Neben der Erhöhung der Leistungsfähigkeit des öV-Systems bei gleichzeitiger Steigerung von Sicherheit, Kapazität und Kundenfreundlichkeit für die kommenden Jahre, blicken die Verantwortlichen des Projektes «Zukunft Bahnhof Bern» auch bereits weiter in die Zukunft. «Eine langfristiger Ausblick für den neuen RBS-Bahnhof ist die mögliche Verlängerung der Bahnanlagen in Richtung Inselspital. Beim Bau der Kavernen wurde diese Möglichkeit durch den Ausbruch von 10 Meter langen Anschlüssen bereits bei der aktuellen Bauetappe berücksichtigt», erklärt Adrian Wildbolz.

Eine solche Verlängerung nach Westen ist aktuell zwar noch Zukunftsmusik, aber Studien und politische Diskussionen laufen bereits. Sie zeigen eindrücklich, wie wichtig im öV- und Mobilitätsbereich langfristige Planung und Finanzierungssicherheit sind. (-> mehr zum neuen RBS-Bahnhof im Gastbeitrag von Adrian Wildbolz)

Exklusive Führungen, einmalige Einblick und vor allem die Möglichkeit zum ungezwungenen Austausch: eine rundum gelungene LITRA-Informationsfahrt 2025. © LITRA

Netzwerk: exklusive Einblicke, zahlreiche Informationen und ein gemütlicher Austausch

Neben den exklusiven Besichtigungen am Bahnhof Bern und im Bus-Depot von Bernmobil durfte auch der Austausch nicht zu kurz kommen. Dafür reisten die geladenen Gäste im Nostalgie-Triebwagen «Wellensittich» der BLS von Bern nach Thun, bevor es von dort auf eine gemütliche Schifffahrt ging. BLS-CEO, Daniel Schafer, sprach im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit LITRA-Geschäftsführer, Michael Bützer, über die aktuellen Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs auf der Strasse, der Schiene – und nicht zuletzt auf dem Wasser.

Anschliessend richtet sich auch Regierungsrat, Christoph Neuhaus, an die geladenen Gäste. Der Vorsteher der Bau- und Verkehrsdirektion des Kanton Bern sprach über die Vielfalt des öV-Angebots in Bern, die aktuellen Finanzierungsdiskussionen und über die Komplexität einer guten öV-Angebotsplanung. Abschliessenden genossen die geladenen Gäste der LITRA-Informationsfahrt 2025 ein gemeinsames, gemütliches Mittagessen auf dem Thunersee.